ArchivJuli 2023

um 1967/68

Aufzeichnung um 1967/68

[Das] Konzept ist [die] Äußerung eines Künstlers, die ebenso welthaltig wie kunsthaltig ist und in dieser Integration original. – Das Konzept ist die originale Äußerung eines Weltentwurfs eines Malers.

um 1967/68

Aufzeichnung um 1967/68

Weder jung noch alt. Wir waren in unserer Jugend – ich jedenfalls – nicht jugendbewußt, wie damals der ›Wandervogel‹, der Expressionismus, wie die heutige ›organisierte‹ Jugend. Wir waren einige Zeit Dandys wie die heutige Jugend. Auch über uns konnte man sagen, was Sartre sagte: Jugend ist eine bürgerliche Krankheit. Aber das war nur kurz und nicht ›organisiert‹. Wir waren Individualisten, schlossen uns nicht zusammen. Ich jedenfalls war ein Einzelgänger von Jugend an. [...]

um 1967/68

Einleitende Worte zu einer Vorführung des Films ›Bildersturm im Dritten Reich‹, Bayerischer Rundfunk, München 1963

Über den Film sollte ich eigentlich sprechen.

Der Mord am Geiste, die Zerstörung des Geistes, der Kunst, der Künstler – das war eine der Mordtaten der Nazis. Wie sehr sie gelungen ist, sieht man daran, wie langsam wir uns davon erholen. [...]

um 1967/68

Aufzeichnung um 1967/68

Der Titan-Künstler der Renaissance ist nicht der Künstler von heute. Propheten wollen wir deshalb noch lange nicht. Aber auch nicht Lehrer.

Geometrie, Illusion, Mythos, diese drei Formulierungen gibt es heute nicht mehr. Die moderne Mathematik betreibt keine Geometrie, die Illusion ist ein Restbestand der Renaissance. Wirklichkeit und Form sind nicht mehr durch Illusion miteinander zu verbinden. [...]

um 1967/68

Aufzeichnung um 1967/68

Die Übereinstimmung von Realität als der anschaubaren normal vorhandenen Umwelt mit der Wirklichkeit als der vom Menschen zum Verständnis seiner Existenz notwendigen erschaffenen geistigen Formulierung seiner selbst besteht nicht mehr. Weder Religion noch Mythos noch Magie können, wie es bisher möglich war, Deutungen unterstützen. Allein – wie Heisenberg sagt – steht der Mensch heute sich selbst gegenüber, ohne das sogar noch eben so brauchbare Nichts der Antitranszendenz. [...]

Um 1967/68

Aufzeichnung um 1967/68

Begeistert vom Gegenwärtigen sehe ich den Menschen von heute in allen Straßen, die von Riesenplakaten – Jazz umschrien sind, seine Naivität wieder gewinnen. Trostlose Gewinnsucht sagt der Schrebergärtner und spielt verstohlen Toto, um auch dahin zu gelangen, wo das Leben lebt. [...]

17.1.1968

Aufzeichnung vom 17.1.1968

Wo Illusion, Geometrie und Mythos vorhanden sind, ist nichts gegen früher geändert. Die Malerei muß ohne Illusion sein – also flach, ohne Geometrie sein, also dynamisch, bewegt, unkonstruktiv. Die ›Konstruktion‹ des Bildes beruht auf der Beachtung einiger Zahlengrundsysteme. [...]

Januar 1968

Aus einem Brief an Jörg von Manz

[...] Der Auftrag ist mir erteilt. Ich habe Lust ihn mit Ihnen deshalb auszuführen, weil ich große Fabriken für solche Aufgaben nicht mag. Der kleine, abseits lebende Betrieb ist mir lieber.

Ich gebe Ihnen den Auftrag unter folgenden Bedingungen, die als vollkommen bindend anzusehen sind: Beiliegend bekommen Sie für eine Woche die Aquarellvorlage, die für die Farben für Sie absolut bindend ist. Daß es diese Farben für Keramik gibt, ist bekannt, auch mir bekannt. Ein ›irgendwie‹ gibt es nicht. [...]

20.2.1968

Aufzeichnung vom 20.2.1968

Gegen die Geometrie, denn die moderne Mathematik hat nichts mit ihr zu tun.
Gegen die Illusion, denn sie hat mit Kunst nichts zu tun.
Gegen den Mythos, denn er kann die Dinge nicht mehr transzendieren, – die Konservenbüchse als Realitätsmythos. [...]

21.2.1968

Aufzeichnung vom 21.2.1968

Die modernen Naturwissenschaften – nicht die des 19.Jahrhunderts – und die moderne, befreite und nicht geometrische Malerei, beide als Ausdruck des modernen unabhängigen Menschen, sind die Retorten des differenzierten, unabhängigen, bewußten Menschen, der zugleich auch seiner Triebe freimütig sicher ist. [...]