1967

1

Entwurf für eine Ansprache

[…] Was ein Künstler anbietet, sind nicht so sehr Bilder als Exerzitien seines täglich und ständigen auf der Lauer liegens. In diesem Satz sehen Sie bitte im Anfang des Satzes ein formales Bemühen, das im Satz selbst zu einem menschlichen Bemühen umkehrt. In einem Satz ist also das Wesentliche, jene Verwandlung von Form in Ereignis gesagt. Man kann also – wie man sieht – mit dem Wort – auch ein Künstler kann dies – ganz nah herangehen an die Form. Das heißt, daß es mit Euren Gefühlen, Empfindungen, Absichten und revolutionären Taten nicht zu machen ist, Kunst ist damit nicht zu machen. –

Gut, man sollte sich klar darüber sein, und so wenig alt wir in der, sagen wir, Rasse sind, so könnten wir doch versuchen, die Bewußtheit voranzustellen, was einem gut viertausend Jahre alten Volk, den Chinesen, selbstverständlich ist. Also müssen wir vom Bewußtsein auf Kunst kommen, nicht von den Gefühlen und schon gar nicht von der Vernunft. Das Bewußtsein formt, reguliert und fördert die im Menschen ruhenden Ambitionen: Geist, Seele, Trieb und führt den gesamten Menschen zur Fähigkeit, regulierend eingreifen zu können.

Über den Autor

von E.W.Nay