Nay zum Tode von Arnold Rüdlinger[1]
Publiziert in: ›Christ und Welt‹, Stuttgart, 24.11.1967
Und dann wirkte er in die Welt mit diesem Fond, in die internationale Welt. Und hatte die Fähigkeit, der Intuition der Künstler unserer Zeit zu folgen – in einer wunderbaren, nur wenigen gegebenen Lässigkeit und Heiterkeit des Zusammengehens. Oft lange bevor die Öffentlichkeit den Künstler erkannte. Niemand wohl hat weniger aufbringen müssen, um mit den Künstlern zu gehen als er, weil er nur seiner Natur zu folgen brauchte – ohne Korrekturen. Man wird nach den Kontrasten fragen, die dies zu Wege brachten. Er war ein sehr kluger Mann, nicht intellektuell, aber klug. Das war das Geheimnis seiner Natur, das war das, warum ich ihn einen inspirierten Menschen nenne. Ich entsinne mich vieler Abende mit ihm im Kreis von Künstlern und Kunstfreunden, es wurde gegessen und getrunken, wobei wir von seiner noblen Art, seinem Elan und seinem Humor immer wieder begeistert waren. Man will diesen Tod nicht glauben. Dabei sind wir alle ganz unsentimental. […]
Seine Ausstellungstechnik war bewundernswert. Das Auge, das Herz, die Kraft, die Stärke, die Klugheit und immer diese ihm eigene höchste Sensibilität dem Werk und dem Künstler gegenüber, die zur Zeit von den Massenmedien in Unkenntnis der Gesellschaftsstruktur der heutigen Menschheit bedroht ist.
[1] Arnold Rüdlinger, Direktor der Kunsthalle Basel.