Aufzeichnung um 1966
Diese elementare Malerei arbeitet nun nicht mit den konventionellen Mitteln, die von der Physik, den Farbenlehren gewonnen sind, komplementären Farben, Farbbeziehungen, optischen Ereignissen, die durch Farbe erzeugt werden können, sondern mit eindeutig artistisch gesetzter Farbe, frei erfunden, gesetzt in Rhythmen, Punkten, Bändern, in frei gewählten, wiederholbaren Reihen, rot blau gelb, rot blau gelb, in formalen Begrenzungen, die sich die Farbe selbst setzt. Hier sind auch positive und negative Werte derart gleich gesetzt, daß Farbaustausche möglich sind, aber es entsteht dann ein anderes Bild. Entweder ungeheurer Gegensatz oder fast Angleichung der Farben. Es ist ein in Farben artistisches Denken.
Das offene Nomadische, Ausbreitung, nicht Abgrenzung, gibt Freiheit. Und Freiheit nach allen Seiten.
Der östliche Mensch lebt mit dem ganzen Körper; der europäische läßt merkwürdigerweise immer noch einen Teil weg. So kann es Assoziationen geben, die dem Europäer fremd sind, dem Amerikaner noch mehr. Man muß die Amerikaner gut kennen, um ihre Anschauungsbemühungen – in Europa wird das, alles in einem Topf, Kunst genannt, – zu verstehen. Sie sind unkompliziert, der Dinglichkeit verfallen, und der Dinglichkeit gilt ihr Anschauungsbemühen. Kindlich entlasten sie sich von dem, was die Kunst ausmacht, indem sie das Dingliche heroisieren.
Wir Europäer sind komplizierter, können der Mitteilhabe des Geistes nicht entraten. Auch nicht des entwickelten Menschen, den wir mit den unentwickelten zu verbinden trachten.
Aber daß aus Europa oder gar aus Deutschland eine neue Stimme erschallen könnte, nur die Amerikaner in ihrer Idee der Brüderlichkeit werden das zugestehen. Alle anderen mehr oder weniger, die Deutschen – jedenfalls viele – am allerwenigsten.