Konzept eines Vortrags
Entwicklung:
a) Sinn
b) Technik
Fischerbilder [und Lofoten-Bilder]:
a) Der Mensch als zur Natur gehörig, als Kreatur unter Kreaturen in der ganzen Natur. Landschaft als Kosmos.
b) Dynamik – Rhythmik, Farbsymbolik, Fläche – Symbolfarbe.
Hekate-Bilder:
a) Der Mensch als Universum – kreatürlich, wie das Universum Kreatur ist. Der Mensch als Kosmos.
b) Ein Formfarbgebilde als geschlossenes Ganzes der Fläche – aus Farbscheiben und Zeichnung – durch Drehung autonomes Formbild.
Scheibenbilder:
a) Ahnung einer neuen Bewußtseinsschwelle des Menschen. – Durch Raumzeit-Anerkennung als psychischer Extrakt. Dem Kosmischen ähnliche Darstellung. Das Gemeinsame – Der Mensch als Universum – Universum nicht als Gegenüber. Der Mensch sich selbst gegenüber – seelisch-kosmisch sich selbst enthaltend als Universum, also kein Gegenüber.
b) Gestik abgelehnt – das Grundprinzip des Malens – Rundausreiben der Farbe. Daraus Zusammenhang auf einer gegebenen Fläche. Kreis – Kreis, d.h. Wirklichkeit, Verlassen der Scheinwelt.
Abstrakt
Am meisten dürfte interessieren, warum ich schließlich ganz ungegenständlich malte und warum ich endlich allein mit der Farbe meine Kunst betreiben wollte.
Auf dem Wege von der Dynamik und dem Rhythmus der Lofotenlandschaften, die ähnlich wie Fugen in Farbe und Linie gebaut sind und das funktionelle Prinzip – »die großen Fermaten der Gebirge« – ausdrücken, auf dem Wege der magisch-mythischen Figurenbilder der Fischer und schließlich der Hekate-Bilder stellte sich die nicht mehr ganz einhakende, verbindliche Kraft des Gegenstandes heraus. Das Gegenüber zur Natur schien zu erlöschen.
Die weitere Entwicklung zeigte jene Landschaften ohne Landschaft, es ergab sich Gestik, die ich für die Kunst nicht als ergiebig ansehen sollte. Endlich entstand aus einer intensiven Meditation die Scheibe.
Um nun – da jetzt nur die Farbe noch zur Gestaltung vorhanden war – nicht ihrer natürlich Gefahr zu unterliegen – dem Dekorativen – erfand ich ein System, das ich jahrelang hin und her wälzte, ehe es ganze Bilder hervorzubringen helfen konnte.
Jetzt also endlich, nachdem die verschiedenen Gefahren vermieden waren – das Dekorative, das Assoziative, das nicht ganz Flächige – trat die reine Fläche aus der Farbe hervor. Es sollte einleuchten, daß, wenn nichts Assoziatives, nichts Inhaltliches also, zu sehen sein sollte, auch nichts Dekoratives, die Frage des Farbraums der Fläche, die Bewegung der Farbe, die Volumen der Farbe genauestens erkannt werden mußten, ehe das Bild ein Bild sein konnte.
Ich war sehr starken Angriffen ausgesetzt, da es ja jeder besser wußte und zugleich aus den Naturwissenschaften von vielen Zeitgenossen die unglaublichsten Irrtümer herausgelesen wurden, da sich offensichtlich niemand von Fachleuten belehren ließ.
Natürlich verlor die Perspektive jede Wirkungskraft, wenn der Mensch die Natur nicht mehr gegenüber von sich erleben konnte, sondern als Universum, das er selbst ebenso war, wie alles um ihn herum. Natürlich war zuerst nur noch der Mensch als er selbst in seiner psychischen Wirksamkeit zu sehen, aber es mußte ja die alte Kontroverse Mensch und Natur in anderer Form wirksam sein, jetzt aber in Form von Energien, die kosmischer Natur sind, also für das Universum geltend, in dem der Mensch enthalten ist.
Die Angst des heutigen Menschen, die Weltangst, ist eine Angst vor jener naturwissenschaftlichen, ja biologischen Tatsache der Raumzeit, über die sich viele, die mit Kunst zu tun haben, falsche Gedanken machen. Es ist kein sich bewegender Raum, oder ein drehender Raum, der sich wie mit dem Uhrzeiger versehen fortbewegt. Raumzeit ist ein Gemeinsames aus Raum und Zeit, der [die] zeitlich vor dem Menschen, zeitlich in dem Menschen, zeitlich nach dem Menschen als Raum und Dauer in neuen Dimensionen – nicht in den drei bisherigen Dimensionen der drei Achsen – als biologische Raumzeit existent ist.
Diese Raumzeit ist nicht darstellbar – sie verändert aber das Bild ganz und gar, indem Perspektive wie Logik oder rationales Verhalten – also hier dies, hier dies, hier dies und die Summe daraus ein Bild – verschwinden. Entstehen tut dafür ein in sich verwobenes Ganzes einer Fläche, die Fläche und zugleich nicht plakathafte Flachheit ist. Das Höchste ist, wenn der Betrachter von allen diesen Erwägungen nichts Eigentliches gedanklich erfährt – sondern es instinktiv durch ein Bild erlebt.
Die seelische Aussage – die als Gegensatz zur Vernunft gern angesehen wird – ist in Wirklichkeit ein neues Bewußtsein, dem sich Ursprünglichkeit des Ausdrucks beifügt.
Ein Bild aus solchen Anlässen ist Wirklichkeit sowie Abbild [der] Wirklichkeit (Kreis = Kreis, Farbe = Farbe). Abbild, in dem eine Vorahnung einer neuen Schwelle des menschlichen Bewußtseins sich ausprägt – durch ein [dem] Kosmischen ähnliches Verhalten des Bildes. Hinter dieser Schwelle entsteht wieder ein Zusammentreffen von Anschauung und Begriff. Aber nicht in der früheren perspektivischen Form von Übereinkunft von Mensch und Natur, sondern in der nächsten Form von Mensch und Universum. Der Mensch ist nichts anderes als die zum Bewußtsein ihrer selbst gelangte Evolution (Huxley).