Aus einem Brief an Carl Georg Heise
[…] Von Ihnen lernte ich, wie Sie wissen, dies stetige Aufpassen auf die Liberalität und Vermeidung von Machtvorstellungen. Verstieß ich dagegen, so geschah das mehr aus der Anlage meiner Natur, die chaotisch und eruptiv genug ist, um ständig neue Bilder zu finden. Das ist ja nun das Erstaunliche, daß ich die Umwelt in steigendem Maße von der Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit überzeugt habe und volles Vertrauen darüber genieße, daß ich diesen allzu menschlichen Kampf zwischen der Gewalt der Erde und der Kraft des Geistes ganz natürlich sehr scharf erlebe. So erfand ich vor vier Jahren diese Scheiben, die, ebenso nichtssagend wie allgemein symbolhaltig, alle Aktion umzuwandeln vermögen. Das war eine große Erfindung, die, nun immer freier gehandhabt, Bilder der Freiheit hervorbringt, der Freiheit jetzt. Das Ganze stellt sich monoman als Selbstgespräch dar, wendet sich weder zur Umwelt noch davon ab. Mit der Umwelt gibt es dabei zuweilen Explosionen. Und wichtig ist es, dazu zu sagen, daß, wenn ich so sicher überzeugt wäre von dem, was ich erfinde, wie es mir zuweilen nachgesagt wird, ich nichts erfinden könnte. Eben aber gerade diese Unsicherheit und »Unbehaustheit« (Heidegger) macht die Kunst und entwickelt Schwierigkeiten. […]25.4.1959
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