Aufzeichnung vom 29.12.1956
Wenn man sagt, daß der Künstler nur immer ein einziges Bild entwirft, in seinem Leben, so möchte ich für mich sagen, daß ich nach langen Vorbereitungen dieses eine Bild nun entwickelt habe. Das Grundthema ist die Bewegung der Fläche durch die Farbe, aber eben der Fläche, d.h., daß die grundsätzliche Statik der Fläche die Bewegung auslöst und besteht. Es ist also die Diagonale als Flächensystem, die das Grundthema bestimmt, die Diagonale aber ausgesagt sowohl als Fläche wie als farbiges statisches Thema der Flächenteile. Das Grundthema wäre dann ein chromatischer Nombrismus. Die Diagonale aber in ihrer Relation zur Vertikalen und Horizontalen ist als Fläche ausgesprochen – als Fläche gesehen – darstellbar durch ein Symbol ihrer flächigen potentiellen Energie, der Scheibe, die Richtungen nach allen Seiten, auch die der Diagonalen trägt, das heißt als Fläche auch mehr als die Diagonale allein, eben dazu die Vertikale und Horizontale enthält – nach allen Seiten ausstrahlend und einfangend. Dieses Diagonal- und Flächengrundthema ist als Gesetz konstruktiv nicht zu entwickeln, der bildnerisch-konstruktive Intellekt allein ergreift dieses Gesetz nicht, denn die Strahlung ist konstruktiv nicht zu fassen und sichtbar zu machen. Die Möglichkeit eines Bildes aus diesem Gesetz entsteht aus der variablen Relation des Abstandes von unbewußtem Temperament einerseits, dem Intellekt andererseits, beide bezogen auf eine gegebene Fläche. Einmal steht das Temperament der Fläche näher, einmal der Intellekt. Der Wechsel vollzieht sich im Ablauf des Lebens als Ein- und Ausatmen, Systole und Diastole. Mit der vollen Integration von Farbdynamik und Fläche entsteht als Fläche ein bildnerisches Ereignis, daß als Bild angesprochen werden kann, weil es vielfältig genug gefädelt ist, um eine Übereinstimmung von körperlich-vitalem, seelischem Gehalt und geistiger Zucht zu erzielen.
Meine Kunst also vollzieht sich als variables Grundthema der Farbbewegung der Fläche. Es sind also punktuelle Konstellationen der Fläche, die die Sichtbarmachung betreiben. Und sichtbar wird das Verhältnis von Mensch zu sich und zur Natur.