Januar 1961

J

Beitrag im Katalog der Ausstellung ›Ernst Wilhelm Nay –
Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Graphik 1935-1960‹
Fränkische Galerie, Nürnberg, 10. Januar – Mitte Februar 1961

Malen, das heißt aus der Farbe das Bild formen. […] Im Willensakt des bildnerischen Tuns ist die Aussage der Farbe, ihr Ausdruck, nicht enthalten, so daß weltanschauliche, spekulative, romantische Ausdeutungen mit ihm nicht verbunden sind. Die Farbe ist nicht Träger, nicht gesetzt für etwas, sondern Gestalt an sich.

Das Bild ist die Raumidee des heutigen Menschen als Gestaltung. Die Fläche als Flachraum stellt weder den ›Lebensraum‹ noch den des ›Universums‹ dar, sondern mit dem Auffinden einer Satztechnik der Fläche wird Fläche der umfassende Wert der Gestaltung, der die Möglichkeit gibt, jenem Raum begehend sichtbar zu machen, in dem denkbar, doch nicht vorstellbar, jeder Punkt Mittelpunkt ist.

Die Fläche ist nicht Träger von Formen, Visionen oder Imaginationen, sondern sie ist das eigentliche Element der Gestaltung. Sie trägt nicht die Gestaltung, sondern sie erweckt sie.

Über den Autor

von E.W.Nay