um 1961

u

Aufzeichnung um 1961

[…] Nun also zeigt meine Kunst, welches ihr Weg war und ist. Sie ist Objektivation ohne die konventionellen Mittel. Malerei ist alles andere als konventionelles Mittel, wenn man sie als geistig sinnliche Tatsache ansieht. Zu ihr fügt sich hinzu die kosmische Schau.

Das sinnliche Bild unserer geistigen Welt. Kosmische Figuration als Emanation des Geistgottes. Vorahnung einer wesentlichen Erweiterung unseres Denkens; das Gehirn wird andere, uns noch unbekannte Denkfähigkeiten entwickeln.

Dies sind für den Künstler Aufschriften auf allzu schweren bis ungenießbaren Torten. Besser ist, er weiß so etwas nicht und gibt unbefangen die Antworten in seinen Bildern. Allerdings, das ist das Ideal, das der Bürger vom Künstler hat. Der Künstler aber ist derselbe Mensch der Gegenwart wie andere. Also mit dem gleichen Denkvermögen, der gleichen Anlage zur Reflexion. Er hat aber die Anlage zu vergessen, die Unbefangenheit wiederherzustellen.

So stellt sich eine ganz anders geartete Objektivation ein als die bisher dagewesenen. Die Mittel selbst emanieren diese Objektivation, die bildnerischen Mittel selbst, nicht natürlich die Materie der Farben. Das war ein Irrtum, aus der Materie, der materiellen Materie, etwas machen zu wollen – oder aus der Art ihrer Benutzung. Jedenfalls ist die Ichwelt der Kunst, die solipsistische Situation zu Ende gegangen. Die Objektivation beginnt – aber hat Sinn nur, wenn sie zugleich ein neues Mittel entdeckt. Dies neue Mittel ist arithmetisch zu setzende Chromatik.

Über den Autor

von E.W.Nay