17.2.1956

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Aus einem Brief an Will Grohmann

[…]   I. Die Malerei unserer jetzigen Tage betont die Unabhängigkeit von der technischen Welt. Sie betont damit das Poetische.

II.     Das ist zu erreichen: a) bei einigen durch Zeichen, b) bei anderen durch Kombinationen von Zeichen.

III.   Oder durch Erkenntnis einer Methode, die es unmöglich macht, konstruktiv zu sein.

IV.   Durch Erkenntnis der Fläche, die Fläche bleibt, wie auch immer Farben und Formen entstehen! – (Bis jetzt nur und allein Klee!!!)

V.     Durch Begehen dieser Fläche mit einer Farbenreihe, die die ganze Fläche formt in Durchdringung von Statik und Dynamik – dagegen die Kinetik (Delaunay, Kupka) ausschaltend!!! Assoziationslos (also nicht Klee!) ergibt sich, daß die farbig gestaltete Fläche aus Farbreihen die Begehung vorführt, in der die Begehung des nicht perspektivischen Raumes möglich ist, in der sie sichtbar gemacht wird.

VI.   Das Begreifen, das Verständnis dafür ermöglicht das Bild nicht durch den Intellekt, durch die Einsicht des Betrachters, sondern durch die Direktheit des Sehens selbst.

VII. Die Aktion des Künstlers wie die des Betrachters ist eine geistig vitale.

VIII. Denn die Formführung ist nicht intellektuell konstruktiv, sie ist ebenfalls nicht instinktiv allein. […]

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von E.W.Nay