ArchivAugust 2023

2.8.1963

Aufzeichnung vom 2.8.1963

Im Verlauf des Spiels mit erfundenen und künstlichen Mitteln entstehen Verdichtungen, die das Zufällige zu einer neuen Gegebenheit fixieren und zugleich diese neuen Gegebenheiten in schließlich überschaubare Relation zueinander setzen.

So beginnt das Bild. Als Nichts, aus dem Spiel! [...]

15.8.1963

Aufzeichnung vom 15.8.1963

Atempause zur zweiten Welle der gegenstandslosen Kunst!

Wir sind gerade an die zweite Welle der Technik, an die Neotechnik herangeschritten und wenden uns universalen Vorstellungen zu. [...]

September 1963

Aus einem Brief an Karl Schmidt-Rottluff
zu dessen 80. Geburtstag

[...] als ich den zweiten Anlauf nahm, trafen wir uns. In jener schweren Zeit des Hitlerreiches, in der wir ›Entartete‹ genannt wurden, befreundeten wir uns. Die Hieroglyphen, die Formzeichen, die Sie – im Magischen wartend – sich von der Natur schenken lassen konnten, waren wert der Bewunderung der ganzen Welt. [...]

29.10.1963

Aufzeichnung vom 29.10.1963

1)  Ich habe in meiner Kunst einen für mich gültigen Artismus entwickelt, eine Systemanleitung für eine ordnende, gestaltende Kraft. Dieser Artismus bringt den Ausdruck zur Erscheinung, derart, daß Gestaltung als persönliche Manier und nicht nur als Stilzeichen auftritt, und so sind Kunst und Ausdruck eins. [...]

1963

Äußerungen in dem Fernsehfilm ›Kunst authentisch: E. W. Nay‹
Nordwestdeutscher Rundfunk, Köln 1963
Drehbuch: Horst Richter, Regie: Peter Gradion

Zu seinem Namen:

Der Name Nay ist gewöhnlich elsässisch bekannt mit ey, und so hat man mich immer falsch geschrieben, und daraufhin machte ich dann das A groß, damit man’s merkt.

Über die Entstehung von Bildern:

Die Kunst des Malens ist eine stumme Kunst und ein magisches Tun. Im Bilde verschlüsselt liegt die Aussage, die sich auch ohne Bildtitel mitteilt. Über die Entwicklung aber, die jeweils zu einer solchen Zusammenschau führt, läßt sich sprechen. Der Mensch, der die Anlage zur Kunst hat, entwickelt sich ja folgerichtig und organisch. [...]

1963

Vorbereitende Niederschrift zum Film ›Kunst authentisch‹

1) Ein Künstler, der von seinem Werk sprechen soll, wird natürlich am liebsten von der Situation anfangen, in der er zum ersten Mal sein Werk und sein Leben identisch sieht, d.h. also die erste Setzung seiner eigenen Kunst in ernster Selbstkontrolle feststellen kann. Ich würde, und das hat sich nun in der Öffentlichkeit auch bereits festgelegt, die ›Lofoten-‹ und die vorhergehenden ›Fischerbilder‹ nennen. In diesen Bildern ist zum ersten Mal das zu sehen, was in meiner Kunst später in der weiteren Entwicklung den Hauptakzent ergeben wird. [...]

1963

Äußerungen in dem Fernsehfilm ›Bildersturm im Dritten Reich‹
Bayerischer Rundfunk, München 1963
Drehbuch: Massimo Sani, Regie: Helmuth Dotterweich

[...] Ich war der jüngste der entarteten Künstler, und eines Tages bekam ich wie all diese Künstler meine Vorladung zur Reichskammer der Künste. Ich kam hin, da saßen sehr merkwürdige Gestalten, die man nie mehr gesehen hatte, von denen man nichts mehr ahnte, und die hatten Flatter-Schlipse an, Schiller-Kragen, Samtjacken und lange Haare, und hinter ihnen hingen diese eigenen wunderbaren Kunstwerke, die alle natürlich entsetzlich kitschig waren. [...]

um 1963

Aufzeichnung um 1963

Das Wenige, was heute an Realem herausschaut, ist das Abstrakte, das mit der absoluten Malerei in Erscheinung tritt. Wir leben in Vorstellungen, die wir nicht realisieren können. Niemand kann sagen, was Raum – Zeit ist, Raum – Zeit, die man vierte Dimension nennt, warum nicht 54te oder 1274te? Vierte nur deshalb, weil wir drei verstehen. Es ist einfach eine neue Dimension, die da ist, ohne daß jemand sie aus der Vorstellung zur Realität bringen kann. [...]

um 1963

Aufzeichnung um 1963

Das Bild: eine Scheinwelt.
Magie: das Primitive.
Bewußtheit: die Form der Kunst. –
Magie mit der Kunst verbinden. –
Magie und Form. –
Neu ist die Schicksalhaftigkeit der neuen Bilder.

um 1963

Aufzeichnung um 1963

Schrebergärten

Ich mag Euch und Eure Schrebergärten – Eure Seele und Eure Emotionen mit Blumen beantwortet. Wer kann das schon? Aber Ihr Intellektuellen – ! –

Sitzen in ihren Schrebergärten ohne Blumenarrangements, aber in höfischer Zier. – Ihr Intellektuellen. – [...]