ArchivAugust 2023

um 1967

Aufzeichnung um 1967

Ich bin kein l’art pour l’art Künstler; ich bin ein Künstler mit Schicksal. –

Künstler? Ist das etwas anderes als Mensch? Ich glaube nicht! Das Schicksal machte mich im Zeitalter der Nationalstaaten zu einem Deutschen. Da ich mich zu Schicksal bekenne, bekenne ich mich ohne jede Vorbehalte dazu, Deutscher zu sein – in jeder Zeit. Solche Worte haben noch für viele den Anschein von Nationalismus. Was für ein Unsinn! Umgekehrt – sagte man es nicht so, würden viele sagen, der kneift. [...]

um 1967

Entwurf einer Rede zu einer Ausstellungseröffnung

In unserem Lande war es seit jeher Brauch, zu einer Eröffnung eine Rede zu halten. Diese Rede sprach immer in den erforderlichen Tönen von der dargebotenen Kunst.
Reden wir mal nicht von der Kunst, auch nicht von meiner Kunst. Reden wir mal von der Gegenwart in unserem westdeutschen Land. [...]

um 1967

Aufzeichnung um 1967

Ohne den Gegenstand, ohne die Verwandlung des Gegenstandes in Literatur, ohne die Verwandlung des Gegenstandes in Form, analog zur abstrakten, sich wandelnden Vorstellung von Materie, parallel also zu den Naturwissenschaften, die gedanklichen Reflexe vermeidend: Farbe. [...]

um 1967

Aufzeichnung um 1967

Verbindlichkeit im Sinne der Verpflichtung an ein System des farbig-formalen Gestaltens, Unverbindlichkeit im Sinne der Freiheit, dem unbedingten Folgen der Intuition. Das also wäre doch die Synthese. Diese Synthese ist ohne selbstverständliche Bejahung der Gegenwart, der Zeit, der in unserer Zeit vorhandenen Probleme nicht wirksam, nichts. [...]

1967

Entwurf für eine Ansprache

[...] Was ein Künstler anbietet, sind nicht so sehr Bilder als Exerzitien seines täglich und ständigen auf der Lauer liegens. In diesem Satz sehen Sie bitte im Anfang des Satzes ein formales Bemühen, das im Satz selbst zu einem menschlichen Bemühen umkehrt. In einem Satz ist also das Wesentliche, jene Verwandlung von Form in Ereignis gesagt. Man kann also – wie man sieht – mit dem Wort – auch ein Künstler kann dies – ganz nah herangehen an die Form. [...]

Um 1967

Aufzeichnung um 1967

Das Artistische und das Optische müssen vorerst als Begriffe so definiert werden, wie ich sie malend verstehe. Eine Malerei ohne System, ohne geistige Struktur ist keine Malerei. Malerei ist geistige Setzung der Farbe – geleitet und begleitet von einem System. Dieses System ist für meine Malerei eindeutig artistisch, das heißt ganz ohne Hinblick auf die Natur und die uns umgebende sichtbare Welt, ganz ohne jede Beziehung dazu, sondern lediglich in Beziehung zu sich selbst, zu Fläche und Farbe. [...]

Um 1967/68

Aufzeichnung um 1967/68

Ein Künstler, wenn er nicht ein malender Bürger ist, steht außerhalb der Gesellschaft und, obwohl er hin und wieder gern nachgibt, wenn man ihn dazu haben will, sorgt er durch seine Anlage dafür daß er immer wieder sich selbst in die Lage bringt, daß er rausgesetzt wird. Und, während der bürgerliche Mensch unter diesem Ausgesetztsein leidet, ist es dem Künstler bekannt, daß diese Isolierung für seine Kunst notwendig ist und er leidet nicht darunter. [...]