Aus einem Brief an Günther Franke, Frankreich 10.2.1943
[…] gestern Abend hatte ich eine Begegnung, die Sie interessieren dürfte. Ich war zu Gast bei dem Generalintendanten von Lilienthal aus München. […] Auch er ist von der absoluten Zukunft meiner Kunst überzeugt. Und auch ich glaube wohl, daß hier unter den Schmerzen einer Orkanzeit die neue europäische Malerei entsteht. Sinngemäß im Kriege, sinngemäß unter Opfern und Nöten, sinngemäß im aufbrennenden Chaos. Ich glaube, daß über aller Idee menschlicher Art, die sich in meiner Kunst ausspricht, sie die seit langer Zeit wieder erste ist, die mit allen Ausdrucksformen der Malerei sich äußert und auf nichts mehr zu verzichten braucht. Die Fläche als imaginärer Raum, die farbige, dynamische Konstruktion, das Ornament, das Relief, das Licht aus der absoluten Farbe. Da heraus leuchtet das Bild der mythischen Wirklichkeit, genährt aus den Quellen, aus denen die Religionen kommen […]Sie sehen aus meinen Worten eine gewisse Freude und einen gewissen Stolz, den ersten entscheidenden Schritt getan zu haben. Das Weitere wird so unerhört schwer und tragisch werden, daß ich mir bestimmt keinen »Es ist erreicht Schnurrbart« stehen lassen werde. Steht doch dies alles im ersten Anfang. […]