14.10.1953

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Aus einem Brief an Adolf Arndt

[…] Der Unterricht ist sehr, sehr schwer, aber menschlich gut – ich habe bereits meine Schüler – es sind nun schon 24 in zwei Räumen in der Hand. Trotz dieser menschlich guten Situation ist es ungemein schwer, Farbgestaltungen in einzelnen zueinandergehörenden einfachen Übungen sichtbar zu machen. […] Seit dem Bauhaus, seit Klee und Kandinsky, ist über die Farbe als Gestaltwert in Deutschland nicht mehr gelehrt worden. Sie sehen, das Ganze also ist ein wundervolles Exerzitium für mich, und ich fühle, daß die Schüler an diesem Exerzitium Gefallen finden. Von Farbe weiß man in unserem Lande so gut wie nichts. Zugleich arbeite ich an einem weiteren – seit langem in mir bohrenden Experiment aus der Farbe. Jeder Tag, jede Stunde rufen mich auf. Ohne Pathos, ohne Provokation! Ich finde das glänzend – und das Alleinsein – mon chèr! Natürlich, dann, später, soll das Leben wieder stören, aber ich wünsche mir sehr, daß es mich sinnvoll störe. Wer weiß, was sinnvoll ist? Die letzten Jahre war der Störung zuviel – nicht ohne Sinn für mich. Aber zuviel. Bisher war es richtig. Wir werden sehen. […]

Über den Autor

von E.W.Nay