Aufzeichnung vom 20.5.1953
Meine neuen Bilder scheinen in Hamburg und Lübeck noch recht problematisch zu sein. Die Metapher (Sternblattranken) ist verlassen, an ihre Stelle ist das Modell getreten. Die Methode (Hirtenmelodie) ist nicht mehr ohne weiteres intellektuell nachzuprüfen, sie ist im Kalkül verschlüsselt (Heiterkeit). Die Bewußtheit verbindet sich mit der Primitivität, beide sind die Pole des heutigen Menschen, aus denen Unbefangenheit und Ursprünglichkeit hervorgehen.
Die exakteste Wiederherstellung des echten Bildraumes, der Fläche. (Über den echten Bildraum bei Max Burchartz, Gleichnis der Harmonie). Und dies ohne Folie zu benutzen (Bildfläche als Grund, auf dem Grund Formen – das ist der Grund, der Folie geworden ist).
»Ein Bild muß so attraktiv wie möglich sein, damit der Betrachter die Reflexion vergißt.« (Gedanke von Miró) Und so »perforiert« – offen, flüchtig (Calder), daß das Sein Einlaß hat. Denn das ist (Max Bense) das Signum der Gegenwart, daß das Sein wieder am Ganzen teilhat. Das Sein (Heidegger).
Subjektives Gesetz und Universum statt Vorstellung und Wirklichkeit, sagt Grohmann.
Ein Kunsttheoretiker und Künstler – Burchartz –
zwei Künstler – Miró, Calder –
zwei Philosophen – Heidegger, Bense –
ein Kunstpublizist – Grohmann –
Stimmen der Gegenwart.
Nicht deshalb angedeutet, um mich zu rechtfertigen, etwa wie ein Filmmann Pressestimmen sammelt, um bei einem Ministerium Geld zu bekommen, sondern um zu zeigen, wieviel in unserer Zeit geschieht, um das Kunstwerk als musisches Ereignis rein zu erhalten.