Aufzeichnung vom 23.4.1952
Cézanne ist 1906 gestorben, zu meinen Lebzeiten. Dann haben Matisse [und] die Kubisten die Fläche, die Cézanne wiedergewonnen hatte, verankert und dem allgemeinen Bewußtsein sichtbar gemacht. Alles an Fläche war für die Malerei geschehen, um der aufkommenden Ausdruckswelt das Gestaltmittel Malerei klar und gegründet zu überlassen. Mit größter Impulsivität trat die Ausdruckswelt in Erscheinung und schwemmte die Bildfläche fort. Die erste Hälfte des 20. Jahrhundert hat die Funktionen ausgebaut, die zweite Hälfte, die unter dem Begriff Ausdruckswelt steht, beginnt den Funktionalismus zur Frömmigkeit zu deuten. Die Fläche ist eine unklare Vorstellung geworden. Aber mit ihr allein ist Gestalt der Malerei nur Kunst. Das Fortgeschwemmte meldet sich. Die Fläche ist die einzige Gestaltungswelt der Malerei. In dieser Gestaltungswelt äußert sich die Ausdruckswelt.
Gestaltungswelt als Ausdruckswelt ist die Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Gestaltungswelt der Fläche aus der Farbe und Ausdruckswelt. Kandinsky, Eigenwert der Farbe, Klee, Fläche und numinoses Zeichen; – Ausdruckswelt der Farbe und Gestaltordnung der Fläche signalisiert nunmehr aus sich ohne Assoziationen und Signaldeutungen.
Meer und Wüste – Worte, die als Metaphern für die Frömmigkeit stehen. Keine Symbole – auch die Farbe nicht. – Aber es wird doch alles falsch gedeutet.