Aufzeichnung vom 3.1.1955
Die Künstler haben die Chance, Sterne zu sein. Sterne am Firmament, Sterne auf der Erde. Weil sie die Möglichkeit haben, den Versuch zu wagen und in diesem Versuch das Gelingen zu erleben, auf der Ebene der Erde zu gehen. Die Maler haben die Fläche, die Bildhauer den Raum, die natürlichen Gegebenheiten, die nicht sind, das Nichts. Die Fläche zu begehen, den Raum zu ergehen, ist so einfach gesagt. Aber man weiß, daß jeder Punkt im Universum Mittelpunkt ist und der Raum nicht vorstellbar ist aber denkbar, denkbar als unendlich sich ausdehnend – von jedem Punkte aus. Gehen in diesem Raum, gehen auf der Fläche, die der Grund dieses Raumes sein könnte, dies Gehen mitzuteilen, dieses unvorstellbare Gehen sichtbar zu machen, erlebbar, so könnte man den Künstler definieren. Ortlos – pollos.
Dies ist, was heute als Natur zu verstehen ist. Abgewandt den Gefühlen, dem Ausdruck, der Expression, abgewandt der Schilderung der Existenz, abgewandt der Mythisierung der Natur, der menschlichen Physis, so steht der Künstler in dem, was wir Welt nennen, und hat die Chance auszusagen. Fern von Mut und Unmut versucht er seine Mittel, seine spezifischen Mittel, dahin zu erziehen, daß sie ihm das Gehen zeigen, ihm es lehren. Denn die Mittel sind die Kunst, sind das Ganze.
– Si je lave mes princeaux je commence à penser. Je peints sous le trance intellectuel. Laver les princeaux, c’est la prière du soire du peintre. – Chaque soir – comme Corot. – Et je pense …