26.11.1938

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Aus einem Brief an Alfred Hentzen

[…] Wie ja schon dieser Brief zeigt, bin ich nicht sehr bequem, nicht so alle Zeit liebenswürdig, oft auch wohl zu scharf – aber offen und ehrlich. Man kann schlecht mit mir umgehen, weil man so recht nicht weiß, in welches Schubfach man mich tun soll. Das kann ich natürlich alles abwarten. Aber es geht mir ja um die offenen, klaren, persönlichen Beziehungen. Sie sollen mich nicht höher einschätzen als bisher, sondern richtiger.

Außerdem mag Ihnen dieser Brief im ganzen sagen, was vielleicht auch mal nötig ist, daß ich Sie sehr hoch schätze …

Ich habe lange Jahre schrecklichste Not gelitten, um nicht vom Leben auf tiefste Gründe aufmerksam gemacht worden zu sein – in Leben und Kunst. Und es ist deshalb so schwierig mit mir, weil ich niemals die Beziehung zu diesen tiefsten Gründen ausschalten kann – und eben auch einen gegen das vorige Jahrhundert mit seinen Ausläufern gänzlich neuen und andersgearteten Künstlertyp darstelle […]

Über den Autor

von E.W.Nay