Äußerungen in dem Fernsehfilm ›E. W. Nay‹
Bayerischer Rundfunk, München 1964
[…] ein improvisiertes Atelier – das heißt, Improvisation ist nicht so zufällig, wie es vielleicht im Moment aussieht. Die Leinwand liegt auf dem Boden, das haben andere Maler auch getan […], die Staffelei ist längst verschwunden, die Palette ist ein Tisch. Und für mich verbindet sich damit eine Auslassung des Aktiven, des allzu »die Maler-Faust zeigen«, sondern hier tritt eine Stille dazu, die Meditation verbindet sich mit dem bewußten Komplex des Gestaltens, der anders vor sich geht als er früher, in früheren Zeiten die Künstler beschäftigt hat. Die Farben werden nicht arrangiert auf der Fläche, um zum Schluß eine Landschaft, ein Stilleben oder ein Schlachtenbild zu inszenieren, sondern die Farben werden choreographisch gesetzt, und damit wird ein Bild instrumentiert. Und mit dieser Auflösung dieser Aktivitätszone des Künstlers tritt die Bewußtheit des formalen Schaffens und das intuitive Tun eng aneinander, sehr eng aneinander, so daß man sagen könnte, paradoxerweise sagen müßte, hier wird in diesem Fall – oder in einem solchen Falle wird Bewußtheit Intuition. Das ist nur zu verstehen, wenn man die Bewußtheit nicht intellektuell, oder rationalistisch allein versteht, sondern als eine Stufe des Menschen in dieser Gegenwart, in der der Künstler Zauberer wird. […]