Aufzeichnung um 1962
Die utopische Frage ist: Kann die Natur der Naturwissenschaft die Natur sein, mit der sich die Anschauung der Kunst zur Bildrealisation verbindet?
Die Gegenwart ist üblicherweise, soweit sie mit der modernen Kunst zu gehen vermag, der Meinung, daß die Kunst den gegensätzlichen Pol zum technischen Zeitalter darstellt.
Das ist keineswegs meine Meinung. Der Solipsismus ist beendet. Die Gefühlswelt als Gegensatz zur technischen Welt, diese Vorstellung ist ausgelaufen, weil romantisch. Die Natur als kosmogonische Erscheinung der Romantik kann heute nicht der Naturbegriff unserer Zeit sein. Die Welt ist, die Natur ist nur, soweit der Mensch sie begreift, im Begriff von ihr sie anschaubar macht als Kunst.
Dies war immer so, man soll es getrost und ruhig so aussprechen, und es muß immer so sein. Also ist die Zeit da, in der die Anschauung und der Begriff sich nähern – allerdings ohne Witz, Vexierbild, ohne Magie, ohne Mythos. Aber direkt als Realisation in sich. Die Malerei als Realisation ihrer selbst, ein kurzer Traum des Solipsismus als Realisierung. Weiter aber geht der härteste Schritt zur Realisation desjenigen Begriffes von Natur, der heute begriffen wird.
Das gibt vorerst einen Zusammenstoß von Fläche des Bildes und funktionellem, dynamischem Raum der Natur, der nur Malerei, Fläche werden muß. Denn die Oberfläche ist das Entscheidende, weil einzig Erfaßbare, Anschaubare.
Das gibt eine Verwandlung der Farbe in ein Gestaltungsmittel. Das Ergebnis ist das Bild in der Automation, das von selbst vorhandene Bild, das zugleich in höchstem Grade autonom ist. Was da ist als Bild, sagt sich selbst aus – fern der Reflexion. Scheinbild – Realbild.