Aus einem Brief an Werner Haftmann
[…] Diese damaligen Definitionen haben auch damals schon – wie so oft bei mir – die Bilder in ihrer Auswirkung mehr beeinträchtigt als interpretiert. Ein Bericht dieser Beeinträchtigungen scheint mir mehr komisch als notwendig. Der Hinweis auf die Wissenschaft, auf die unklare Definition von Kosmos und Universum, das ist alles von mir gesagt worden; unter anderem, aber ich weiß heute, daß da sicher etwas, wenn ins Tiefste getrieben, stimmt, daß z.B. der Rhythmus Weltgeschehen also Universum manifestiert (siehe Benn), daß aber meine Definitionen ungeschickt sicher nur den geringsten Teil der Bildaussage betreffen konnten. Nicht die Bilder haben unrecht, aber es dürfte nicht sehr vernünftig sein, sich an die Definitionen eines Künstlers strikte zu halten. Immerhin ist die Sache zu regeln mit einigen Wortkorrekturen. […]Also bitte beim ›Freiburger Bild‹ mit Hinweisen auf Kosmos und Universum vorsichtig sein. Das ›Freiburger Bild‹ ist deshalb Bild unserer Zeit, weil es das erste Bild unserer Zeit ist, das die Struktur als Farbe manifestiert, Struktur als Farbe!! Farbe als immanenter Wert des Geistigen, beileibe nicht als Paste oder Graphismus. Struktur ist Gefüge. Gefüge unseres Seins als Farbe ist Struktur als Farbe.
Das ›Freiburger Bild‹ ist das Bild, nach der Zeit der Struktur als Zeichnung, nach der Zeit der Struktur als Materie, nach der Zeit der Struktur der Monochromie, dieser Urstufe der Struktur als Farbe. Das ist eben meine Kunst, meine Malerei, meine Sache, daß ich die Struktur der Farbe in den analytischen Experimenten von 1953 bis 55 erfand und dann als »Struktur als Farbe« sichtbar machte, also erlebnismöglich machte. Und mache. Seit dem ›Freiburger Bild‹ suche ich dies in jeweils näherer direkter Aussage verständlich zu machen […]