Juli 1956

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Beitrag zum Katalog der Ausstellung
›Hans Uhlmann – Plastiken und Zeichnungen‹
Galerie Der Spiegel, Köln, 19. Juli – 30. August 1956

Das Maschinenhaft-Mechanische des Stahls ist Uhlmann’s elementarer Stoff, seine Arbeitsmaterie. Die Verwandlung dieses Stoffes, mit dem gewissermaßen unser Leben als ein Leben in der Welt der technischen Apparatur, der Maschine bestimmbar ist, findet in der Spannung der Materie, die uns umstellt – dargestellt durch den Stahl – und der Freiheit des raumgestaltenden Willens des Künstlers statt. In dieser Verbindung der Magie des Stoffes mit der Freiheit des Geistes erweist sich sowohl die Kraft des Künstlers wie die Lebendigkeit des Werkes. So führt die Materie des Metalls an die Kreuzung heran und bewahrheitet sie, wo formgewordenes Werk und Mensch sich begegnen. Und dann muß klar sein, daß es nicht so ist, daß ein solches Werk eine Darstellung dieser Konstellationen – Spannung von Materie und Geist und andererseits Kreuzpunkt für Materie und Mensch – ist, sondern darin existent ist um einer weiteren geistigen Dimension willen, in der diese Kräfte, diese Konstellationen den Raum, in dem wir leben, unseren Lebensraum, formen, den unsichtbaren, unvorstellbaren, das Nichts, das wir ahnen – oft in aller Angst – ohne ihm begegnen zu können. Anmerkend ist zu sagen, daß es sich hier nicht, wie etwa beim Kubismus, um die Entstehung eines Scheinraumes handelt, sondern der eigentlich allgemeine Raum ist als gestalteter Raum einmal im Werk und zum andern als Werk für den ganzen Raum spürbar und sichtbar gemacht. Im gespannten Gegenspiel verschiedener Vorgänge ereignet sich jenes Geschehen. Geometrische und sphärische Volumen, feste Scheiben und Bänder, die in Verwandlungen gebunden sind und Räume, deren Inhalte sich wandeln – jene Bewegungsläufe, Übergänge, Verwandlungen, die die Ortung des dreidimensionalen Raumes erweitern und die Dimensionen auflösen. Diese Überleitungen und Auflösungen geschehen mühelos und ohne Gestik. Sie geschehen innerhalb der Statik des Werkes, daher ohne falsche Scheinbarkeit, derart, daß die Statik, das Funktionell-Kinetische jener Auflösungen und Verwandlungen in das Geistige entmaterialisiert.

Über den Autor

von E.W.Nay