Aus einem Brief an Hans Uhlmann
[…] Mich hat in letzter Zeit Dein Spiegelproblem beschäftigt, wie mir überhaupt sehr daran liegt, Deine Kunst zu sehen. Während die Umwelt sich in Emotion ergeht, beschäftigt uns die Leibhaftigkeit im dimensionslosen Raum. »Schauen und geschaut werden ist Eins« (Plotin). Der Spiegelfetisch zeigt das Problem außerhalb der Gestaltung, also nicht im Bereich des Künstlerischen. Den Spiegel in die Gestaltung einzubeziehen heißt die Gestaltung auf die direkteste Weise als eine dimensionslose, als eine, die in der Aufhebung der Dimensionen existent wird, zu definieren. Die Materie verliert in diesem Falle ihre eigentliche Körperhaftigkeit und wirkt – von der Materie her zur Leibhaftigkeit – nicht des Gegenstands der Materie, sondern zur Leibhaftigkeit des Raums. Also, daß im undimensionalen also nicht meßbaren, nicht fixierbaren Raum Gestalt erscheint.Auch da, wo der direkteste Weg, der des Spiegels, nicht ist, ist der Sinn des Spiegels »Schauen und geschaut werden ist Eins« – wirksam.
Das ist schon eine Grunddefinition des Formens im echten Raum für den Bildhauer, in der echten Fläche für den Maler, liegt doch darin zugleich die Abkehr vom Scheinraum, dessen Darstellung der Projektion bedurfte.
Geist ist nicht ohne Gestalthaftigkeit, nicht ohne Leib. – Mir selbst ist dieses Jahr so wichtig, weil ich endlich – die Aggressionen überwinden konnte, die Dich niemals überkamen. […]