Aus einem Brief an Will Grohmann
[…] In München gab es eine reizende – natürlich von praktischen Erwägungen völlig freie – Unterhaltung mit Kahnweiler[1] vor meinen Bildern. Es war mir eine große Freude, mit diesem alten Mann über meine Bilder zu sprechen. Natürlich lehnt er gegenstandslose Malerei ab, aber es machte ihm sichtlich Vergnügen, meine Methode und meine Gedanken über ihre Anwendung kennen zu lernen. Der Weg dieses Jahres von der Klarstellung der Satztechnik bis zur Befreiung von allen Möglichkeiten der Aggression, d.h. Weglassen der graphischen Mittel, Weglassen der Gestik und die Bewegung der Farbe von der Statik der Farbe her (statt von der Gestik), die Erhebung der Gestaltung zur Poetik, die vollkommene Beherrschung der Fläche selbst, das alles machte ihm Spaß, und er freute sich, daß ein deutscher Künstler sich Gedanken über die Malerei macht und den Automatismus ablehnt. Das Gespräch war gerade wegen Kahnweilers grundsätzlicher Ablehnung der gegenstandslosen Kunst, weil es so unabhängig vor sich ging, sehr schön […][1] Daniel-Henry Kahnweiler (1884-1979), französischer Kunsthändler deutscher Herkunft, eröffnete 1907 in Paris eine Galerie. Kahnweiler gilt als Entdecker des Kubismus.