Aufzeichnung vom 16.10.1955
Ich habe die letzten Tage über Mythos und Magie nachgedacht. Frage, ob das Nachlassen des mythischen Denkens und das Nachlassen der damit nicht notwendig, aber oft verbundenen Aggression, das Zunehmen des Magischen, das heißt also der Weg von der Abstraktion zur Konkretion das Gestaltungsmoment verringert oder sogar gefährdet.
Ich scheine den unvorstellbaren Raum, in dem jeder Punkt Mittelpunkt ist, zu mythisieren, das heißt abstrakt geistig spürbar zu machen. Aber da ich die echte Fläche des Begehens der Fläche selbst, nicht aber den Scheinraum als Gestaltungsthema des Formalen habe, also der Raummythos ganz und gar formale Aufgabe geworden ist, ist ein raumdeutender Fetisch entstanden, ein Fetisch, d.h. ein Gegenstand, der das Begehen des nicht vorstellbaren Raumes angibt, aber ein Fetisch, der vom Bewußtsein des heutigen europäischen Menschen geformt ist. Entweder also durch diesen Vorgang kein Fetisch ist oder ein wirklich neuer.