Aufzeichnung vom 13.9.1953
Daß die Seelenkunst – auf Kandinsky fußend – zu Ende geht, sich immer mehr ausbreitet, bis sie uferlos versinkt, daß eine neue Kunst im Entstehen ist, die von Deutschen und wohl auch von amerikanischen Künstlern vorangetragen wird, eine Kunst, die exakt formt, aber nach neuen Prinzipien, die Rhythmus und Vitalismus, Bewußtheit und Primitivität heißen. Notwendigerweise verbindet sich mit dieser Idee dieses Doppelpaares die der unbedingten Ablösung der Folie durch die Integration von Farbe und Fläche. Mir will es scheinen, als schließe sich somit der Kreis, der von Cézanne über den Kubismus zur Seelenkunst (Psychogramm und Automatismus) in die arithmetische Methode einschießt, die Rhythmus und Vitalismus in der Zahl als Grundform einbindet. […]
Das Durchsetzen dieser neuen Kunst wird besonders hart und schwer sein. Amerikaner, Deutsche und Italiener, das sind keine Mittelmeermenschen, selbst nicht diejenigen Italiener, die das mit austragen. Bei den Engländern dürfte die ›Rossetti-Anlage‹ kaum ganz zu überwinden sein. Im Ganzen sind es diejenigen Menschen, die die statische Polarisation entweder nie besessen haben oder sie frei ablehnen können. Ob man will oder nicht, dies ist eine globale Situation, daher der Kampf auch so hart geführt wird. Das religiöse Gebiet bisheriger Prägung ist umfassend verlassen, der Materialismus ist umfassend verlassen, die Kunst macht – wie immer – die ersten Schritte.