um 1938/39

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Aufzeichnung um 1938/39

Daß sie meiner Kunst im Grunde das Ursprüngliche absprechen, bedeutet, daß sie ihr nicht zu folgen vermögen. Wäre sie das Gegenteil von ursprünglich, erfunden aus Absichten, geistigen Zielsetzungen gewollt, sie würden ein klares Bild dieses Wollens sehen können. Gerade das Eigentliche, Wirkliche, – das Schöpferische verschleiert das Bild, woher denn sämtliche Unklarheiten in bezug auf meine Kunst abzuleiten sind. Denn das Schöpferische vermag sich – besonders nicht an einem solchen Wendepunkt – der überkommenen Mittel dann nicht mehr zu bedienen, wenn sie nicht lebendig, gegenwärtig sind und den Künstler zum Schöpfer aus dem Tatsächlichen, jetzt Wirksamen zu machen vermögen.

Klassik – das ist Weltflucht in die sterile Luft der Ideale, die überkommen sind, gesättigt von Restaurationen und endlich von Philologie.

Vorzudringen zum Mythischen ist keine Aufgabe, die vom Willen aus lösbar ist. Der Wille allerdings ist die Kraft zur Entwicklung. Vorzudringen zum Mythischen bedeutet für die Malerei nicht Illustrierung in realistischer oder idealistischer (klassischer) Weise, sondern Einssein von Form und Idee, so, daß die Form, Farbe, Linie als solche das Mythische ausspricht, sozusagen als mythische Hieroglyphe.

Über den Autor

von E.W.Nay