KategorieAllgemein

12.10.1954

Aufzcichnung vom 12.10.1954

Eine Kunst über den Bereichen! – Es gibt jetzt keine Kunst über den Bereichen. Wir wissen keine Bereiche, die abzusondern wären. Niemand macht Kunst über den Bereichen, niemand. Durch die Bereiche durch – das ist die heutige Lage. [...]

19.11.1954

Auf Bitten von Ernst Buchner[1] verfaßter Katalogbeitrag
für eine Munch-Ausstellung (später doch nicht publiziert)

Begegnung mit Munch 1937

Verzweifelt über die unablässige Not, in die die diffamierten Künstler geraten waren, hatte C.G. Heise im Frühjahr 1937 an Munch geschrieben, den er gut kannte, und ihn gebeten, mir einen Aufenthalt in Norwegen zu schenken, einem Künstler eines Landes, in dem Munch in guter Zeit früh erkannt und berühmt wurde, eines Landes, das nun erblindet war. [...]

19.11.1954

Aus einem Brief an Gerd Ausborn[1]

[...] Künstler leben in der Gefahr durch Slogans mißverstanden zu werden. Künstler, die Slogans annehmen, sind provinziell. Von Farbenrausch bei meiner Kunst zu sprechen, ist Unsinn oder provinziell. Gestaltung aus der Farbe ist universale Gestaltung des Bildes. [...]

um 1954

Aufzeichnung um 1954

Was will der Künstler?

1.    Kompliziertes Verhältnis zum Wollen.
2.    Offensichtlich nicht bessern, erziehen, belehren, erheben. Dazu fühle ich mich nicht berufen.
3.    Also bin ich allein mit meiner Leinwand. Vollkommen allein nach allen Seiten. [...]

3.1.1955

Aufzeichnung vom 3.1.1955

Die Künstler haben die Chance, Sterne zu sein. Sterne am Firmament, Sterne auf der Erde. Weil sie die Möglichkeit haben, den Versuch zu wagen und in diesem Versuch das Gelingen zu erleben, auf der Ebene der Erde zu gehen. Die Maler haben die Fläche, die Bildhauer den Raum, die natürlichen Gegebenheiten, die nicht sind, das Nichts. Die Fläche zu begehen, den Raum zu ergehen, ist so einfach gesagt. Aber man weiß, daß jeder Punkt im Universum Mittelpunkt ist und der Raum nicht vorstellbar ist [...]

26.3.1955

Ansprache aus Anlaß der Verleihung des Lichtwark-Preises
der Stadt Hamburg, als Manuskript gedruckt vom Verlag
Dr. Ernst Hauswedell, Hamburg 1955

Für die hohe Ehre, die meiner Kunst durch die Verleihung des Lichtwark-Preises zuteil wurde, sage ich der Freien und Hansestadt Hamburg meinen aufrichtigen Dank. Ich glaube auch, meinen Dank damit abstatten zu können, daß ich mir erlaube, Ihnen einige Gedanken aus der geistigen Werkstatt meiner Malerei mitzuteilen. Wenn auch die Bilder ihre Sprache sprechen, wird der Künstler doch bei einem so hohen Anlaß nicht umhin können, einige Worte hinzuzufügen. [...]

19.6.1955

Aufzeichnung vom 19.6.1955

Ich suche die Bewegung der Farbe durch ein nichtphysikalisches System – also als Kunst. Im Universum ist jeder Punkt Mittelpunkt.

16.10.1955

Aufzeichnung vom 16.10.1955

Ich habe die letzten Tage über Mythos und Magie nachgedacht. Frage, ob das Nachlassen des mythischen Denkens und das Nachlassen der damit nicht notwendig, aber oft verbundenen Aggression, das Zunehmen des Magischen, das heißt also der Weg von der Abstraktion zur Konkretion das Gestaltungsmoment verringert oder sogar gefährdet. [...]

28.10.1955

Aus einem Brief an Will Grohmann

[...] In München gab es eine reizende – natürlich von praktischen Erwägungen völlig freie – Unterhaltung mit Kahnweiler vor meinen Bildern. Es war mir eine große Freude, mit diesem alten Mann über meine Bilder zu sprechen. Natürlich lehnt er gegenstandslose Malerei ab, aber es machte ihm sichtlich Vergnügen, meine Methode und meine Gedanken über ihre Anwendung kennen zu lernen.