Jüngste Texte

13.7.1938

Aus einem Brief an Alfred Hentzen, Eggum/ Lofoten, 13.7.1938

[...] ich male. Sogar sehr intensiv. Es ist doch sehr gut, daß ich dies Jahr noch mal losgezogen bin, das Gruseln zu lernen. Ich weiß wohl, zum Schluß lernt man’s an einer ganzen Kleinigkeit. Aber durchmachen muß man’s. All die Erkenntnisse des letzten Jahres hier nun in der Natur zu entwickeln, ist für mich eine große Aufgabe. Ich bin sehr intensiv dabei zu Gang. [...]

26.11.1938

Aus einem Brief an Alfred Hentzen

[...] Wie ja schon dieser Brief zeigt, bin ich nicht sehr bequem, nicht so alle Zeit liebenswürdig, oft auch wohl zu scharf – aber offen und ehrlich. Man kann schlecht mit mir umgehen, weil man so recht nicht weiß, in welches Schubfach man mich tun soll. Das kann ich natürlich alles abwarten. Aber es geht mir ja um die offenen, klaren, persönlichen Beziehungen. Sie sollen mich nicht höher einschätzen als bisher, sondern richtiger. [...]

28.11.1938

Aus einem Brief an Alfred Hentzen

[...] Ich hörte von Heise, daß Sie sich sehr verständig und kameradschaftlich Sorgen machen über mich und meine jetzige künstlerische Entwicklung. [...] Vom Typ Kleist – van Gogh etc., wie ich es nun mal bin, werden die Kontraste in mir wohl erst in der vollen Verbrennung zur Einheit finden. [...]

um 1938/39

Aufzeichnung um 1938/39

Daß sie meiner Kunst im Grunde das Ursprüngliche absprechen, bedeutet, daß sie ihr nicht zu folgen vermögen. Wäre sie das Gegenteil von ursprünglich, erfunden aus Absichten, geistigen Zielsetzungen gewollt, sie würden ein klares Bild dieses Wollens sehen können. Gerade das Eigentliche, Wirkliche, – das Schöpferische verschleiert das Bild, woher denn sämtliche Unklarheiten in bezug auf meine Kunst abzuleiten sind. [...]

17.1.1939

Aufzeichnung vom 17.1.1939

Die kunstfeindliche Gegenwart tötet die Entwicklung zu vollkommen neuen Ideen. Ansätze, gut geschnittene und gehobelte Bretter, fertig um einen Schrank daraus zu bauen. Aber kann man den Schrank selbst zusammenbauen? Alles in der Zeit spricht dagegen. [...]

15.6.1939

Aus einem Brief an Günther Franke

[...] Es ist mein fester Glaube immer gewesen, daß ich nicht eher untergehen soll, als bis meine Arbeit getan ist. Darum kann ich auch mehr, ja alles riskieren und tu’s ja auch. [...]

16.6.1939

Aufzeichnung vom 16.6.1939

Schon längst habe ich es aufgegeben, Interpret meiner selbst zu sein, schon deshalb, weil das Grundlegende in mir ständige Ergänzung erfährt, die ich durchaus nicht immer sofort zu erkennen vermag. [...]

18.6.1939

Aufzeichnung vom 18.6.1939

Drei Perioden meiner Kunst

I.     Die reale Welt.
II.   Die phantastische traumhafte-mystische Welt – ängstlich gegen die Realität.
III.  Die Vereinigung im neuen Realen.

19.6.1939

Aus einem Brief (Name des Adressaten unkenntlich gemacht)

[...] Sie sollten einmal erwägen, daß die Künstler, die der klassischen Kunst huldigen, darauf resigniert verzichtet haben, Gemeinschaft zwischen Kunst und Volk zu erzielen, siehe Goethe, was Sie ja nachlesen können. Daß der einzelne aus derselben Zeit, Runge, den Glauben an die Gemeinschaft hatte, obwohl nur ein einziger seiner Kunst folgen konnte! [...]

21.9.1939

Aufzeichnung vom 21.9.1939

Nicht eher an die sichtbare (reale) Natur herangehen, ehe nicht die umfassende Schau sich entwickelt hat.

Wie selbstverständlich geht dieser Weg bei den Franzosen vor sich. Der junge Künstler folgt erst ganz dem Meister, kopiert ihn sogar, bis sich die eigene Welt, die Schau meldet, dann geht er an die eigene sichtbare Welt. [...]