Jüngste Texte

um 1967

Entwurf einer Rede zu einer Ausstellungseröffnung

In unserem Lande war es seit jeher Brauch, zu einer Eröffnung eine Rede zu halten. Diese Rede sprach immer in den erforderlichen Tönen von der dargebotenen Kunst.
Reden wir mal nicht von der Kunst, auch nicht von meiner Kunst. Reden wir mal von der Gegenwart in unserem westdeutschen Land. [...]

um 1967

Aufzeichnung um 1967

Ohne den Gegenstand, ohne die Verwandlung des Gegenstandes in Literatur, ohne die Verwandlung des Gegenstandes in Form, analog zur abstrakten, sich wandelnden Vorstellung von Materie, parallel also zu den Naturwissenschaften, die gedanklichen Reflexe vermeidend: Farbe. [...]

um 1967

Aufzeichnung um 1967

Verbindlichkeit im Sinne der Verpflichtung an ein System des farbig-formalen Gestaltens, Unverbindlichkeit im Sinne der Freiheit, dem unbedingten Folgen der Intuition. Das also wäre doch die Synthese. Diese Synthese ist ohne selbstverständliche Bejahung der Gegenwart, der Zeit, der in unserer Zeit vorhandenen Probleme nicht wirksam, nichts. [...]

1967

Entwurf für eine Ansprache

[...] Was ein Künstler anbietet, sind nicht so sehr Bilder als Exerzitien seines täglich und ständigen auf der Lauer liegens. In diesem Satz sehen Sie bitte im Anfang des Satzes ein formales Bemühen, das im Satz selbst zu einem menschlichen Bemühen umkehrt. In einem Satz ist also das Wesentliche, jene Verwandlung von Form in Ereignis gesagt. Man kann also – wie man sieht – mit dem Wort – auch ein Künstler kann dies – ganz nah herangehen an die Form. [...]

Um 1967

Aufzeichnung um 1967

Das Artistische und das Optische müssen vorerst als Begriffe so definiert werden, wie ich sie malend verstehe. Eine Malerei ohne System, ohne geistige Struktur ist keine Malerei. Malerei ist geistige Setzung der Farbe – geleitet und begleitet von einem System. Dieses System ist für meine Malerei eindeutig artistisch, das heißt ganz ohne Hinblick auf die Natur und die uns umgebende sichtbare Welt, ganz ohne jede Beziehung dazu, sondern lediglich in Beziehung zu sich selbst, zu Fläche und Farbe. [...]

Um 1967/68

Aufzeichnung um 1967/68

Ein Künstler, wenn er nicht ein malender Bürger ist, steht außerhalb der Gesellschaft und, obwohl er hin und wieder gern nachgibt, wenn man ihn dazu haben will, sorgt er durch seine Anlage dafür daß er immer wieder sich selbst in die Lage bringt, daß er rausgesetzt wird. Und, während der bürgerliche Mensch unter diesem Ausgesetztsein leidet, ist es dem Künstler bekannt, daß diese Isolierung für seine Kunst notwendig ist und er leidet nicht darunter. [...]

um 1967/68

Aufzeichnung um 1967/68

[Das] Konzept ist [die] Äußerung eines Künstlers, die ebenso welthaltig wie kunsthaltig ist und in dieser Integration original. – Das Konzept ist die originale Äußerung eines Weltentwurfs eines Malers.

um 1967/68

Aufzeichnung um 1967/68

Weder jung noch alt. Wir waren in unserer Jugend – ich jedenfalls – nicht jugendbewußt, wie damals der ›Wandervogel‹, der Expressionismus, wie die heutige ›organisierte‹ Jugend. Wir waren einige Zeit Dandys wie die heutige Jugend. Auch über uns konnte man sagen, was Sartre sagte: Jugend ist eine bürgerliche Krankheit. Aber das war nur kurz und nicht ›organisiert‹. Wir waren Individualisten, schlossen uns nicht zusammen. Ich jedenfalls war ein Einzelgänger von Jugend an. [...]

um 1967/68

Einleitende Worte zu einer Vorführung des Films ›Bildersturm im Dritten Reich‹, Bayerischer Rundfunk, München 1963

Über den Film sollte ich eigentlich sprechen.

Der Mord am Geiste, die Zerstörung des Geistes, der Kunst, der Künstler – das war eine der Mordtaten der Nazis. Wie sehr sie gelungen ist, sieht man daran, wie langsam wir uns davon erholen. [...]

um 1967/68

Aufzeichnung um 1967/68

Der Titan-Künstler der Renaissance ist nicht der Künstler von heute. Propheten wollen wir deshalb noch lange nicht. Aber auch nicht Lehrer.

Geometrie, Illusion, Mythos, diese drei Formulierungen gibt es heute nicht mehr. Die moderne Mathematik betreibt keine Geometrie, die Illusion ist ein Restbestand der Renaissance. Wirklichkeit und Form sind nicht mehr durch Illusion miteinander zu verbinden. [...]