Jüngste Texte

um 1967/68

Aufzeichnung um 1967/68

Die Übereinstimmung von Realität als der anschaubaren normal vorhandenen Umwelt mit der Wirklichkeit als der vom Menschen zum Verständnis seiner Existenz notwendigen erschaffenen geistigen Formulierung seiner selbst besteht nicht mehr. Weder Religion noch Mythos noch Magie können, wie es bisher möglich war, Deutungen unterstützen. Allein – wie Heisenberg sagt – steht der Mensch heute sich selbst gegenüber, ohne das sogar noch eben so brauchbare Nichts der Antitranszendenz. [...]

Um 1967/68

Aufzeichnung um 1967/68

Begeistert vom Gegenwärtigen sehe ich den Menschen von heute in allen Straßen, die von Riesenplakaten – Jazz umschrien sind, seine Naivität wieder gewinnen. Trostlose Gewinnsucht sagt der Schrebergärtner und spielt verstohlen Toto, um auch dahin zu gelangen, wo das Leben lebt. [...]

17.1.1968

Aufzeichnung vom 17.1.1968

Wo Illusion, Geometrie und Mythos vorhanden sind, ist nichts gegen früher geändert. Die Malerei muß ohne Illusion sein – also flach, ohne Geometrie sein, also dynamisch, bewegt, unkonstruktiv. Die ›Konstruktion‹ des Bildes beruht auf der Beachtung einiger Zahlengrundsysteme. [...]

Januar 1968

Aus einem Brief an Jörg von Manz

[...] Der Auftrag ist mir erteilt. Ich habe Lust ihn mit Ihnen deshalb auszuführen, weil ich große Fabriken für solche Aufgaben nicht mag. Der kleine, abseits lebende Betrieb ist mir lieber.

Ich gebe Ihnen den Auftrag unter folgenden Bedingungen, die als vollkommen bindend anzusehen sind: Beiliegend bekommen Sie für eine Woche die Aquarellvorlage, die für die Farben für Sie absolut bindend ist. Daß es diese Farben für Keramik gibt, ist bekannt, auch mir bekannt. Ein ›irgendwie‹ gibt es nicht. [...]

20.2.1968

Aufzeichnung vom 20.2.1968

Gegen die Geometrie, denn die moderne Mathematik hat nichts mit ihr zu tun.
Gegen die Illusion, denn sie hat mit Kunst nichts zu tun.
Gegen den Mythos, denn er kann die Dinge nicht mehr transzendieren, – die Konservenbüchse als Realitätsmythos. [...]

21.2.1968

Aufzeichnung vom 21.2.1968

Die modernen Naturwissenschaften – nicht die des 19.Jahrhunderts – und die moderne, befreite und nicht geometrische Malerei, beide als Ausdruck des modernen unabhängigen Menschen, sind die Retorten des differenzierten, unabhängigen, bewußten Menschen, der zugleich auch seiner Triebe freimütig sicher ist. [...]

Februar/März 1968

Aufzeichnung von Februar/März 1968

Plage dich nicht mit der Vergangenheit, plage dich nicht mit der Zukunft, plage dich mit der Gegenwart, und damit willst du dich wohl plagen, denn das ist dein Talent – wenn ich eine Frau wäre, würde ich sagen: dein Charme! [...]

Februar/März 1968

Aufzcichnung von Februar/März 1968

Die lateinische Bezeichnung ›ars multiplicata‹ weist auf den früheren Brauch der Wissenschaftler und gebildeten Laien hin, sich möglichst lateinisch auszudrücken, einen Brauch, der nicht gerade ins 20. Jahrhundert paßt.

Dem kleinen Mann will man imponieren. Das ist eine bemerkenswerte Bloßstellung. [...]

Februar/März 1968

Aufzeichnung von Februar/März 1968

Der Positivismus des 19. Jahrhunderts ist abzulehnen. Nicht zu ersetzen durch das Numinose oder Mythische – dagegen durch den Geist des liberalen Menschen von heute.

15.3.1968

Aufzeichnung vom 15.3.1968

Wenn man, was realistisch ist, weiterhin annimmt, daß Kunst zwar jedermann gehört, aber nicht von jedermann verstanden werden kann, wenn man also feststellt, daß die letzte amerikanische Welle jedermann ansprechen soll, aber nur ganz wenige Leute Dinge dieser Welle kaufen können, dann kann man zu europäischen Maßstäben zurückkehren. Einige Kunsthändler in Westdeutschland haben sich dabei ins Fettnäpfchen gesetzt und bekommen – so freundlich geht man mit Künstlern nicht um – das Prädikat: utopisch! [...]