Jüngste Texte

1.1.1953

Aus einem Brief an Theodor Werner[1]

[...] da Sie so freundlich zu mir waren, hier in Hamburg, [...] möchte ich Ihnen, nachdem die ›Halbzeit‹ – die ersten vier Wochen – vorbei ist, berichten, wie sich der Unterricht anläßt. Erstmal jedenfalls bin ich voll beschäftigt damit. 24 Schüler in zwei Räumen. Ohne auf künstlerische Fähigkeiten oder auf Persönliches einzugehen, richte ich das Pädagogische allein auf das möglichst exakte Vermitteln und Sichtbarmachen der wesentlichsten bildnerischen Möglichkeiten. Der Kursus lautet: Gestaltwert der Farbe. [...]

27.11.1953

Vortrag an der Hamburger Landeskunstschule, Hamburg 27.11.1953

Gestaltwert der Farbe

Nicht von den Stilformen, sondern von den Gestaltungsvorgängen der gegenwärtigen Kunst wurde die Form dieser Unterweisung über die Farbe bestimmt. Für mich war es eine interessante, ja enthusiasmierende Unternehmung, den Versuch zu machen, das, was ich selbst an Methodischem gefunden habe, zu objektivieren – in der Erkenntnis, daß jede objektiv gesetzte Methode des bildnerischen Tuns die Kunst unserer Zeit mitbestimmt – und dann zu sehen, daß es möglich ist, heute methodisch über die Farbe zu lehren. [...]

1953

Einführung zu einer Vorführung des Films
›Eine Melodie – vier Maler‹[1]
Drehbuch und Regie: Herbert Seggelke, 1953

Man sieht normalerweise sich Filme an und erlebt dort menschliche Geschehnisse. Sie erleben in deutschen Filmen z.B. das glückliche Familienleben, in französischen Filmen die Ironie des Lebens in perfekter Milieuschilderung, Sie erleben in amerikanischen, besonders in Farbfilmen, ganz wunderbare farbige Situationen; ich habe allerdings beobachtet, daß man diesen Dingen wenig Wert beimißt. [...]

um 1953

Aufzeichnung um 1953

Der Anarchist ist ein Mensch, der sagt, der Mensch sei gut. Im Gegensatz zu den anderen Menschen, die sagen, der Mensch sei schlecht. Der Mensch sei gut zu sagen, ist sehr gefährlich. Es bedeutet, daß der Mensch sich a priori in eins befindet mit sich, der Umwelt und mit Gott oder daß er ohne Gott leben kann. Ausgangspunkt ist also Harmonie, nicht Disharmonie. Erlösung also nicht möglich, da von nichts erlöst werden kann. Aber hinzuführen zur Einheit.

um 1953

Aufzeichnung um 1953

Ein Künstler ist ein Mensch, der sich mit einem einzigen Sprung völlig vom Lebendigen trennt, und ein Gott läßt ihn mit demselben Sprung ins Lebendige fallen.

um 1953/54

Aufzeichnung um 1953/54

Die Hekateperiode 1946-48 stellt die Bemühung dar, den geometrischen mit dem arithmetischen, den statischen mit dem dynamischen Bildraum zu verbinden. Vom Gegenstand übernommene in dynamische Wertung übersetzte Formen geben den Grundstoff – verbunden mit der Entwicklung von fugal wirkenden Farbakkorden und Reliefwertungen entsteht der Ansatz zur absolut nur bildnerischen Gestaltung. [...]

2.2.1954

Aufzeichnung vom 2.2.1954

Das Leben ist ein Kompromiß, die Kunst ist niemals ein Kompromiß – deswegen liebt das Publikum Kompromißkunst mehr als eindeutige. Außerdem gibt es den Unterschied von Interpretation und Realisation des Bildes.

8.10.1954

Aus einem Brief an Will Grohmann

[...] Dank für Ihre schöne ›Neue Zeitung‹-Besprechung. Desertation nach vorn – mein altes und mein ganzes Lebensthema. Die Entmythologisierung ist vollzogen, die Psychologie nur noch in USA ein zentrales Ereignis. [...]