1937

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Aus einem Brief an Carl Hagemann[1]

[…] Die Idee, die meiner Kunst zugrunde liegt, ist zugleich meine Mitte, mein Lebensgesetz überhaupt: die mythische Gebundenheit, über die ich mich vor nunmehr sieben Jahren zum ersten Mal aussprach. Es ist darunter die urtümliche Bindung des Menschen an Erde und Himmel zu verstehen, Erde wie Himmel sind Formen der ewigen Bewegung, des Werdens und Vergehens der Ewigkeit. Dies ist ja kein Programm, keine Theorie oder ein religiöser Einfall, eher eine Vision. Über die romantische Ichbezogenheit, über die religiöse Esbezogenheit der Mystik hinaus eröffnet sich der mythische Bezirk, in dem das Urlebensgesetz in heller, kühler Klarheit Wirklichkeit ist. Diese Wirklichkeit ist der Sinn meiner Gestaltung. […]

[1]     Bedeutender Frankfurter Kunstsammler, der vor allem Werke von Ernst Ludwig Kirchner besaß. Nay war mit ihm schon seit den 30er Jahren bekannt, und Hagemann erwarb als erster ›Lofoten‹-Werke von Nay.

Über den Autor

von E.W.Nay