Jüngste Texte

1931

Aus einem Brief an Paul Westheim
Publiziert in: ›Das Kunstblatt‹ ,XV. Jg., Heft 4, Berlin 1931, S. 97-98

[...] Die Anfänge liegen eigentlich bei meinen allerersten künstlerischen Ansätzen. Es kam notwendigerweise die Schule (Hofer) dazwischen. Ich sah ein, daß man erst lernen muß, ehe das Eigentliche gesagt werden darf. Schließlich waren alle Fächer leer, was mir überhaupt bei fast allen Heutigen der Fall zu sein scheint. Sie sind Maler, aber keine Künstler. [...]

8.11.1934

Aus einem Brief an die Reichskulturkammer in Berlin

[...] Vielleicht ist man höheren Orts der Meinung, ich mache abstrakte Kunst. Nun bin ich allerdings schon seit Jahren der Ansicht, daß abstrakte Kunst ein Unsinn, zum mindesten ein Unding ist. Und wenn man meine Kunst abstrakt genannt, so fühlte ich mich stets voll und ganz mißverstanden. Abstrakte Kunst, das heißt bestenfalls Bemühung allein um die Form. [...]

1.2.1935

Aus einem Brief an Carl Georg Heise

[...] Der Darss[1] und seine Umgehung haben mich restlos gefangen. Ganz großartig, urwüchsig, jetzt im Winter so verschlossen und einsam, daß es innerlich sehr aufregend war. Ich versuchte erstes Niederschreiben dortiger Dinge und brachte 12 Aquarelle mit. In dieser Woche nun sitze ich am fünften Bilde, der letzten Fassung: Meer bei Sturm, zwei Segelboote. Ich habe so recht gewütet und frei und unbekümmert losgelegt und denke vorläufig ganz bei diesem Grundthema zu bleiben. Endlich geht mir ein Licht auf: das elementare Meer. [...]

24.1.1936

Aufzeichnung vom 24.1.1936

Man wird einmal meine Kunst als eine rein visionäre begreifen, deren Vision nicht auf der seelischen Erregung sondern auf der mythischen Beziehung beruht, nicht aus dem religiösen, also individuellen, sondern aus dem überindividuellen mythischen Bezirk sich herleitend. Vision ist auch nicht gleichzusetzen einem Dämonismus (Grünewalds Kreuzigung und Auferstehung Christi).

23.2.1936

Aufzeichnung vom 23.2.1936

Es gibt eine Abstraktion zu Ungunsten des Lebens – um der ›absoluten‹ Form willen (die es nicht gibt), und es gibt eine Abstraktion um des Lebens willen, ein Darstellen des Lebenskernes, [ein] die Idee bis zum Quell verfolgen, um einmal das lebendig Wesentliche wieder sprechen zu lassen.

Hast du dies gefunden, so hast du die ganze Kunst, wo nicht, bist du nur ein Formalist, Realist oder Idealist.

7.2.1937

Aufzeichnung vom 7.2.1937

Der Himmel ist mein Vater und meine Mutter ist die Erde. Der Geist, der mich gezeugt hat, die Erde, die mich geboren hat, dies Elternpaar ist mein Vaterland.

13.8.1937

Aus einem Brief an Alfred Hentzen, Reine/Lofoten[1]

[...] Ich hatte scharfe Arbeitswochen, so wie ich es liebe – ein lebhaftes, hochgespanntes Leben, das im Gleichklang mit der Kunst steht. So ist viel entstanden, viel auch mußte ich wieder zerstören. Doch so ist’s richtig. [...]

1937

Aus einem Brief an Carl Hagemann[1]

[...] Die Idee, die meiner Kunst zugrunde liegt, ist zugleich meine Mitte, mein Lebensgesetz überhaupt: die mythische Gebundenheit, über die ich mich vor nunmehr sieben Jahren zum ersten Mal aussprach. Es ist darunter die urtümliche Bindung des Menschen an Erde und Himmel zu verstehen, Erde wie Himmel sind Formen der ewigen Bewegung, des Werdens und Vergehens der Ewigkeit. [...]

um 1937

Aufzeichnung um 1937

Gott zu werden, ohne Titan zu sein. – (von mir)

Schade, sagt ein Teil meiner Freunde, daß ein so begabter Maler solche Phrasen drischt, mit denen er seinem Talent schadet und seinen Freunden das Leben schwer macht. – [...]